Plugged-in Kultur vs Bewegungsraum Natur
In Bäumen klettern, Schneckenrennen organisieren, Staudämme bauen, Kühe streicheln oder Insekten beobachten. Klingt ziemlich oldschool, oder?
Die Entfremdung von der Natur ist allgegenwärtig und die heutige Jugend stellt, einigen Wissenschaftlern zufolge, bereits die neue Generation der Naturentfremdeten dar. Kinder und Jugendliche wachsen immer mehr fernab von Feld, Wald und Wiese auf, ein Ergebnis unseres elektronischen Zeitalters mit Monitoren und geschlossenen Räumen (plugged- in culture). Der Journalist und Umweltaktivist Richard Louv prägte mit seinem Buch „Das letzte Kind im Wald?“ 2005 diese Naturdefizitstörung mit dem Begriff „Nature Deficit Disorder“ und zeichnete verheerende Folgen für die psychische und körperliche Entwicklung einer Generation auf. Langzeituntersuchungen kommen seit längerem zu dem Ergebnis, dass der Bewegungsraum „Natur“ bedeutend für Kinder und Jugendliche ist, um Kreativität, Körperbeherrschung sowie Risiko- und Sozialkompetenz erlernen zu können.
„[…] wenn Kinder und Jugendliche immer weniger Zeit in der freien Natur zubringen, verengt sich ihr sinnlicher Wahrnehmungshorizont, seelisch und körperlich, und das mindert den Reichtum der menschlichen Erfahrung“ (Richard Louv)
Dr. Rainer Brämer, Natursoziologe an der Universität Marburg dokumentiert mit seinem „Jugendreport Natur“ seit 1997 ein zunehmendes Verschwinden der Natur aus dem Alltag von Jugendlichen. Erfahrungen und Interesse nehmen immer früher ab. Unsere Abhängigkeit von den natürlichen Ressourcen der Erde mit all dem notwendigen Wissen, scheint von einem „medialem Glamour“ verdeckt zu werden. Das jugendliche Naturbewusstsein entwickelt sich zu einer Nischenexistenz im Alltagsleben (vgl. Jugendreport Natur 2006). Dabei trägt die Erwachsenenwelt hier einen nicht unbedeutenden Anteil an dieser Entwicklung bei. Natur wird zunehmend zu einem stark regelmentierten Schutzraum für junge Menschen. Die Natur wird aus Sorge um unsere Kinder zum sog. „Moral- Schonraum“.Sie sollen auf den Wegen bleiben, dies und jenes nicht anfassen uvm. Naturkontakte werden nicht selten nur noch unter umwelterzieherischen Absichten zugelassen.
„Es ist wichtig, einem jungen Menschen freie Bewegung in der Natur zu ermöglichen. Die Erfahrungen, die er dabei sammelt, stärken sein Vertrauen, sein Leben in die Hand nehmen zu können“ (Martin Schwiersch, Psychologe)
– Der Hightechbürger braucht Natur, um wieder ins Lot zu kommen
– Der Mensch braucht zu seiner vollen Entfaltung eine artgerechte Umgebung
– Junge Menschen brauchen unverstellte Naturkontakte
(Jugendreport Natur 2003: Nachhaltige Entfremdung)
Richard Louv über ein notwendiges Umdenken und „New Nature Movement“:
Children in Nature Movement als ein wichtiger Baustein.
Die Sozialpädagogische Imkerei verfolgt das Ziel, Jugendlichen durch die Beschäftigung in und mit der Natur, diese verlorene Bodenhaftung wieder zurück zu gewinnen und nachhaltiges Denken und Handeln zu fördern.
Die sozialpädagogische Arbeit mit den Bienen vereinbart folgende Aspekte:
Natur-Mensch-Tier-Begegnung
• Natur beobachten
• Entwicklungen und Gesetze der Naturkennenlernen
• Vermittlung von artgerechter Tierhaltung
• natürliche Produkte (Honig) im Gesamtzusammenhang kennenlernen
• richtiges Verhalten führt zu Verhinderung von Missverständnissen zwischen Mensch und Tier, Unsicherheits- und Angstabbau, Verringerung des Unfallrisikos
• Respekt und Achtung vor Tier und Natur erleben und vermitteln
Wahrnehmung
• Entspannungsmomente im ruhigen Beobachten der Bienen kennenlernen
• Emotionen ausdrücken dürfen
• Auseinandersetzung mit Geburt, Leben, Krankheit, Sterben, Trennung
Alltagstaugliche Fähigkeiten
• Übernehmen von altersgemäßer Verantwortung
• Handlungen der Pflege und Versorgung eines Wesens (der Biene) kennenlernen (Verantwortung)
• Alltagsstrukturen kennenlernen: Schwarmkontrolle, Wabenhygiene, Honigernte, Behandlung von Parasiten, Materialwartung, – pflege, Produktvermarktung etc.)
Soziales Handeln
• alternative sinnerfüllte Beschäftigung
• Sozialkontakte pflegen
• miteinander handeln
• Erleben von positiven Erfolgen bei Verbindlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und sozialer Einsatz
• Verringerung des Gewaltpotentials, Prävention
• Achtung vor Gegenständen der Tierhaltung kann zur Verringerung allgemeiner Sachbeschädigungen führen
• Zunehmende Kompetenz in der Versorgung der Tiere schafft Gelassenheit im Umgang mit ihnen und auch anderen Wesen
• Durch die erlebte Kompetenz im Umgang mit den Bienen steigt die allgemeine soziale Kompetenz gegenüber anderen
Kreative Lernprozesse
• kreatives, schöpferisches Handeln (Rähmchen bauen, Wachsschmelzen, Honigernte etc.)
• Ein Nutzen ist unmittelbar durch das Leben der Tiere erkennbar.
• altersübergreifendes Lernen und Handeln
• Durch die Arbeit mit den Bienen entsteht eine positive Assoziation mit dem begleitenden Pädagogen
• Erhöhte Identifikation durch das attraktive gemeinsame Handeln
Eine Antwort
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